Führung durch die Dachstühle des Aachener Doms

Im Rahmen des 125-jährigen Jubiläums des VDE Regio Aachen fand als Begleitprogramm für eine limitierte Teilnehmerzahl eine der selten möglichen Führungen durch die Dachstühle des Aachener Doms statt.

Dombaumeister Dr. Jan Richarz empfängt die Gruppe am Bronze-Modell des Doms neben dem Haupteingang und erläutert hier zunächst die Dombau-Historie der letzten 1200 Jahre mit karolingischem Oktogon, Kapellen-Kranz aus späteren Zeiten und gotischer Chorhalle im Osten in Verbindung mit Aachens ereignisreicher Stadt-Geschichte.

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Von Domhof ausgehend startet dann über die enge Wendeltreppe im nördlichen Treppenturm die Dachstuhlführung. Die bemerkenswert flachen Stufen im Treppenturm dienten bei Bauwerks-Errichtung vor 1200 Jahren Last-Maultieren für den Materialtransport von Mörtel und Steinen.

Als erstes wird die sogenannte Gipskammer erreicht, in der Gipsfiguren-Abdrücke von Dom-Bauteilen wie z.B. Wasserspeier gelagert sind, die bei Reparaturen und Ergänzungen an defekten Bauteilen dem Steinmetz als Vorlage dienen.

Weiter aufsteigend gelangt die Gruppe in die Turm-Galerie mit dem 27 m oberhalb des Münsterplatzes befindlichen Raum unter dem Glockenstuhl. Hier wird die Feuerlöschanlage von 1929/30 mit den in Folge und auch aktuell durchgeführten Sanierungs- und Ertüchtigungsmaßnahmen besichtigt. Mit automatisch auslösenden Sprinkleranlagen,  Rauchmeldern und Feuerwehr-Alarmierung soll so die Auswirkungen eines Brandereignisses vermindert werden. In Hinblick auf das Brandereignis in Notre Dame in Paris erläutert der Dombaumeister das Brandschutzkonzept des Aachener Doms.

Vom Raum unter den Glockenstuhl geht man zur nördlichen und südlichen Turmkapelle, aus denen anlässlich der alle 7 Jahre stattfindenden Aachener Heiligtumsfahrt mit dem Auslegen der Schmucktücher der Beginn der Heiligtumsfahrt angekündigt wird. Im Süden fällt der Blick auf den Münsterplatz und auf die Dachterrassen der umliegenden Häuser, die einen einzigartigen Blick auf die gezeigten Schmucktücher ermöglichen. Im Norden fällt der Blick auf den Kreuzgang des Aachener Doms, den Paradiesbrunnen und die Domsingschule. 

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Über die Brücke führen uns weitere Stufen in den Dachstuhl des Oktogons. Unter uns liegt die ca. 1,4 m dicke, komplett durchgemauerte Kuppel des Oktogons. Dombaumeister Dr. Richarz erläutert uns die Struktur des Bauwerks und die Lastaufnahme der Schrägkräfte über zwei eiserne Ringanker im Mauerwerk. Zur Ableitung von eventuell eingesetztem Löschwasser ist das Kuppel-Mauerwerk mit einer wasserdichten Estrich-Lage geschützt. Der unübersichtlich erscheinende Dachstuhl des Oktogons wurde brandbedingt nach 1656 errichtet. Auch über zurückliegende Sanierungsarbeiten nach Dachschäden, nach Ungezieferbefall- und Vernichtung und über Schimmelbefall verhindernde Lüftungskonzepte informiert der Dombaumeister.

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Im Dachstuhl des Oktogons beeindruckt weiterhin die Pirlet´sche Eisen-Verankerung von 1920 zwecks Stabilisierung der Chorhalle. Mit dieser Verankerung, die sich vom Oktogon-Dach ausgehend im Dachraum über die gesamte Länge der Chorhalle erstreckt, konnte eine Driftbewegung der Chorhalle gestoppt und ein Auseinanderbrechen des Doms an der Verbindung „Oktogon mit Chorhalle“ verhindert werden.

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Zentral am „Auge“ des Oktogon-Gewölbes befindet sich die Aufhängung des Barbarossa-Leuchters von 1170 und hier können wir durch eine kleine Öffnung einen Blick auf den gut 30 m tiefer liegenden Marmor-Fußboden der achteckigen Pfalzkapelle werfen.

Durch eine Tür kommen wir oberhalb der Kuppeln in den Dachstuhl der Chorhalle, der zur gleichen Zeit wie der Dachstuhl des Oktogons 1656 nach dem großen Aachener Stadtbrand neu errichtet wurde. Auch hier ist zur Ableitung von eventuell eingesetzten Löschwasser das Kuppel-Mauerwerk mit einer wasserdichten Estrich-Lage geschützt. Zu sehen sind die eingebauten Eisenbeton-Balken zur statischen Sicherung von Mauer zu Mauer, die neben der Pirlet´schen Verankerung ebenfalls notwendig wurden.

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Abschließend bietet sich bei unserem Weg nach außen entlang der Chorhallen-Außen-Galerie ein einzigartiger Blick über Aachens Dächer hinweg sowie auf Rathaus und Katschhof, auf St. Foillan und auf den zentralen Punkt des Dom-Daches, die „Laterne“ auf dem Oktogon-Dach.

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Zum Ende der Führung weist Dombaumeister Dr. Richarz auf die notwendige Unterstützung engagierter Förderer wie z.B. den Karlsverein hin, die die Erhaltung des einzigartigen UNESCO-Weltkulturerbes „Aachener Dom“ mit seiner 1200-jährigen Kulturgeschichte ermöglichen.

Nach 170 erklommenen Stufen und 2 ½ Stunden unvergesslichen Eindrücken, Informationen und Ausblicken danken wir dem Dombaumeister Dr. Jan Richarz für die engagierte, hochinteressante und kurzweilige Führung durch die Dachstühle des Aachener Doms und wünschen ihm beim Erhalt unseres UNESCO-Welterbes „Aachener Dom“ eine stets glückliche Hand.

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