Seit 125 Jahren innovativ - Interview mit dem Vorsitzenden des VDE Aachen
Herr Hellmanns, Sie sind seit Februar 2023 erster Vorsitzender des VDE Regio Aachen. Wie haben Sie die Zeit seitdem erlebt, und welche Herausforderungen stellen sich Ihnen in dieser Position?
Wie meine anderen Vorstandskollegen bekleide ich diese Position im Ehrenamt. Das bedeutet, dass wir alle noch mindestens einen weiteren Job haben, mit dem wir unsere Brötchen verdienen müssen. Unser Team – sowohl im Vorstand, als auch im Berat – besteht aus vielen sehr engagierten Mitgliedern, die alle trotz Hauptamt ihr Ehrenamt hervorragend ausführen. Ich bin stolz darauf, dass wir unser Durchschnittsalter deutlich senken konnten. Wir haben alle Altersgruppen vertreten, von Mitte 20 bis zum Rentenalter. Außerdem haben wir neben der Manpower auch ausreichend Frauenpower um unsere Aufgaben und Herausforderungen im VDE Regio Aachen zu bewältigen. Wir setzen uns für die Vernetzung von Menschen, die in der Elektrotechnik unterwegs sind, ein, außerhalb des VDE, aber auch mit anderen Bezirksverbänden und den Hauptverband in Frankfurt. In diesem Jahr kommt uns eine besondere Ehre zuteil, der VDE Regio Aachen wurde 1898 gegründet – somit feiern wir also unser 125jähriges Vereinsjubiläum. Eine große Herausforderung ist der Fachkräftemangel in der Elektrotechnik. In der Vergangenheit haben wir bereits die VDE-Schulinitiative gestartet. Hier gehen wir gezielt in die Schulen und versuchen die Schüler aktiv für Elektrotechnik zu begeistern. Die Schüler löten ihre eigene Schaltung und wir schaffen durch das Erfolgserlebnis eine bleibende Erinnerung. Inzwischen wird die in Aachen ins Leben gerufene VDE-Schulinitiative auch in München, Stuttgart und Dresden gelebt. Mir ist hier besonders wichtig, dass wir nicht nur ein Interesse für ein Elektrotechnik-Studium wecken, sondern auch das Interesse für eine Ausbildung in elektrotechnischen Berufen steigern. Ich freue mich sehr, dass wir ab sofort auch Mitglieder aus Ausbildungsberufen und auch Auszubildene im VDE Aachen willkommen heißen.
Der VDE Regio Aachen wurde 1898 gegründet und wird dieses Jahr 125 Jahre alt. Wie begehen Sie dieses Jubiläum?
Ein 125jähriges Jubiläum ist schon etwas Besonderes. Somit möchten wir unseren mehr als 1000 Mitgliedern im VDE Regio Aachen auch etwas Besonderes bieten. Als Location haben wir das Liebig in Aachen ausgewählt, das zu Recht die „schönste Eventlocation in Aachen“ genannt wird. Passend zum Technikhintergrund des VDE versprüht das Liebig ein Industrieflair, das den Charme des Endes des 19. Jahrhunderts als auch das Moderne unseres 21. Jahrhunderts widerspiegelt. Am 17. August wollen wir ab 17.00 Uhr mit Gästen aus der Politik und Verwaltung, weiteren VDE-Bezirksverbänden, dem Hauptverband und natürlich mit unseren Mitgliedern gebührend feiern. Durch die hochkarätigen Gäste haben unsere Mitglieder eine perfekte Gelegenheit sich noch weiter zu vernetzen. Außerdem werden wir spannende und topaktuelle Vorträge aus den Bereichen Energietechnik, Medizintechnik und Nachrichtentechnik hören und anschließend gemeinsam diskutieren. Als Dozenten konnten wir Sven Becker von der Trianel, Andreas Schneider von NetAachen und Dr. Christian Pott von Abiomed gewinnen. Neben spannenden Vorträgen und der Möglichkeit der Vernetzung kommt natürlich auch das leibliche Wohl nicht zu kurz. Um den kleinen Hunger zu stillen, wird zum Empfang Fingerfood gereicht. Nach dem offiziellen Teil wird – um das Networking nicht zu stören - ein hochwertiges Flying Dinner serviert. Ein weiterer Höhepunkt wird am Abend sicherlich unsere Aftershow-Party mit DJ und Cocktailbar sein. Hier erwarten wir auch Gäste aus dem bundesweiten VDE Young Net. Diese Aftershow-Party ist auf Anregung unserer Hochschulgruppe entstanden und wird auch von dieser weitgehend organisiert.
Wie würden Sie die Hauptziele und -aktivitäten des Bezirksvereins des VDE beschreiben?
Wir verstehen uns als Technikverband und nicht als Lobbyverband. Somit sehe ich als Hauptziel die Unterstützung aller Belange der Elektrotechnik. Ganz wichtig ist die Vernetzung. Studentische Mitglieder und Auszubildene bekommen durch uns Kontakte in Industrie und Handwerk – dies gilt auch umgekehrt. Diese frühen Kontakte führen sehr häufig zu langfristigen Bindungen. In unserem BV sind Experten aus allen Bereichen der Elektro- und auch der Informationstechnik tätig. Braucht ein Mitglied eine Expertise aus einem beliebigen Bereich der Elektrotechnik, heißt es bei uns oft: „Ich kenne da jemanden…“. Außerdem findet bei uns regelmäßig ein Erfahrungsaustausch statt. Um den Fachkräftemangel entgegenzuwirken, wecken wir Begeisterung und auch Verständnis für die Elektrotechnik – bereits in der Schulzeit. Ich denke da an unsere VDE Schulinitiative. Wir bieten aber auch Weiterbildung an. Sehr viele Vorträge und besonders Exkursionen haben in letzter Zeit stattgefunden.
Welche Art von Veranstaltungen und Aktivitäten organisiert der Bezirksverein des VDE für seine Mitglieder? Können Sie einige Beispiele nennen?
Unsere letzte Exkursion hat im Mai stattgefunden. Hier haben wir in einer kleinen Gruppe auch mit der Hochschulgruppe den Tagebau Hambach befahren. Aktuell laufen die Vorbereitungen, eine weitere Exkursion zum Tagebau Hambach zu organisieren. Unsere Mitglieder werden ab August hierzu eine Einladung erhalten. Im Herbst planen wir im Rahmen unserer Informationsfahrt mit Angehörigen den Besuch der Veltins-Arena – besser bekannt als die Schalke-Arena – und die Zoom Erlebniswelt. Unseren ersten Familiennachmittag haben wir im April im Energeticon in Alsdorf verbracht. Hier haben wir einen informativen und auch kurzweiligen Nachmittag auch mit den Kindern unserer Mitglieder erlebt. Aufgrund der vielen positiven Rückmeldungen werden wir in Zukunft weitere Familiennachmittage anbieten. Richtig spannend war unsere letzte Informationsfahrt zur Rennstrecke in Spa-Francorchamps und zum dazugehörigen Museum in Stavelot. Etwas ruhiger ging es bei einer weiteren Informationsfahrt auf der Maas an Board der „Maasvallei“ zu.
Neben den vielen Exkursionen organisieren wir auch Vorträge. Hier kann ich beispielhaft den Vortrag über die Energiekrise sowie Erkenntnisse für Marktdesign und Versorgungssicherheit von Dr. Christoph Maurer, Geschäftsführer der Consentec GmbH, Aachen nennen oder auch „Smarte Verteilnetze durch Digitalisierung“ von Prof. Dr. Andreas Ulbig, RWTH Aachen nennen. Vielen bekannt sein dürften auch die „Energietechnischen Abende“, die von der Hochschulgruppe Aachen organisiert werden.
Wie fördert der Bezirksverein den Wissenstransfer und den Erfahrungsaustausch zwischen den Mitgliedern? Gibt es spezielle Plattformen oder Initiativen dafür?
Ich kann nur betonen, dass Networking hier ein zentrales Element darstellt. Wir bieten viele Aktivitäten in Präsenz an, die dies unterstützen: Exkursionen, Informationsfahren, Familiennachmittage, Mitgliederversammlungen und natürlich nutzen wir auch unsere 125 Jahr Feier zum Wissenstransfer und Erfahrungsaustausch. Der VDE Regio Aachen hat sich mit weiteren Bezirksvereinen zum VDE NRW zusammengeschlossen. Hier bieten wir überregionale Netzwerkabende an. Online bietet der VDE NRW regelmäßig seine Reihe „45 Minuten Zukunft am Mittag“ an. Hier wird über topaktuelle Themen informiert, z.B. über das Gebäudeenergiegesetzt (GEG).
Wie engagiert sich der Bezirksverein des VDE in der Nachwuchsförderung? Welche Programme oder Initiativen werden angeboten, um junge Menschen für den Bereich Elektrotechnik und Informationstechnik zu begeistern?
Sowohl die Studierendenzahlen als auch die der Auszubildenen in der Elektrotechnik haben vorsichtig gesagt „etwas Luft nach oben“. Die Motivation und die Begeistung von Jugendlichen für Elektrotechnik muss also gesteigert werden. Hier setzt die VDE Schulinitiative an, die in Aachen gegründet worden ist. Studierende besuchen Schulen und begeistern durch praktische Tätigkeiten die Schüler- und Schülerinnen nachhaltig für Elektrotechnik. Die Studierenden können sich in der VDE Hochschulgruppe Aachen organisieren. Dort werden Aktivitäten angeboten, die speziell auf die Bedürfnisse von Studierenden zugeschnitten sind. Hier haben weitere Exkursionen, z.B. zur Hannover Messe, nach Ford Köln oder zum Tagebau in Hambach vor kurzem stattgefunden. Regelmäßige Treffen wie der monatliche Stammtisch oder Pizzaabende laden zum Networking ein. Hier ist auch die VDE Schulinitiative entstanden! Die VDE Hochschulgruppe Aachen tauscht sich regelmäßig mit weiteren Hochschulgruppen aus. Das VDE Young Net bietet ebenfalls eine Plattform. Das VDE Young Net ist das Netzwerk junger Menschen im VDE - mit über über 8.000 studentischen Mitgliedern und 6.000 Young Professionals. Der VDE Regio Aachen lobt jedes Jahr den Aachener VDE Preis aus. Das Preisgeld beträgt 500 €. Bewerben können sich Bachelor-Studierende mit sehr guten Leistungen im Studium, in Verbindung mit außerordentlichem Engagement in hochschulbezogenen Organisationen.
Gibt es aktuelle oder zukünftige Projekte des Bezirksvereins, auf die Sie besonders stolz sind oder die Sie gerne hervorheben möchten?
Hier ist sicherlich die schon oft genannte VDE Schulinitiative zu nennen. Stolz sein können wir natürlich auch auf das 125jährige Jubiläum unseres Aachener Vereins, ein „Großprojekt“ ist da auch die dazugehörende Feier am 17.8. im Liebig. Ganz aktuell ist die Gründung von „VDE NRW“. Damit wollen wir die Vernetzung in der Region West und in NRW weiter fördern. Den dazugehörigen Vertrag haben wir erst kürzlich unterschrieben. Ganz wichtig ist, dass der VDE neben akademischen Mitgliedern auch Mitglieder aus den Ausbildungsberufen aufnimmt. Hier haben wir in den letzten Wochen deutliche Fortschritte gemacht.
Wie gestaltet der Bezirksverein die Zusammenarbeit mit anderen Verbänden, Institutionen oder Unternehmen, um gemeinsame Ziele zu erreichen und Synergien zu nutzen?
Der VDE Regio Aachen arbeitet schon seit langer Zeit mit dem DIK (Dreiländer Ingenieur Kontakt) zusammen. Es bestehen auch Kontakte zu anderen Institutionen, ich möchte hier Beispielhaft VDI, Regina, GI oder DigitalHub nennen. uch innerhalb des VDE arbeiten wir mit weiteren Bezirksvereinen zusammen. Bestes Beispiel ist der VDE NRW. Zu unseren Mitgliedern gehören auch sogenannte korporative Mitglieder. Dies sind beispielsweise Unternehmen aus dem Bereich der Energietechnik, der Elektronik, der Kommunikations- und Informationstechnik, aber auch aus dem Bereich der Medizintechnik. Der Kreis schließt sich bei unseren Mitgliedern, die in den VDE-Arbeitsbereichen bereits arbeiten und somit auch deren Unternehmen vernetzen.