Besuch im Braunkohlekraftwerk Weisweiler
Ein außergewöhnliches Angebot für unsere Mitglieder war die Besichtigung des Braunkohlekraftwerks Weisweiler – so begehrt, dass die Exkursion bereits einen Tag nach der Ankündigung ausgebucht war. Erneut gelang es unserem bestens vernetzten Vorstandsmitglied Dr. Thomas Mannel, eine Führung zu organisieren, die interessierten Laien normalerweise nicht offensteht.
Die 20 Teilnehmer des VDE Regio Aachen trafen sich im September 2025 mittags am Eingang des weithin sichtbaren Kraftwerkskomplexes, den wohl jeder Aachener schon von der Autobahn aus kennt. Unser fachkundiger Führer, Maximilian Bernrath, begrüßte uns zunächst in der Werkskantine zum Mittagessen und gab anschließend im Seminarraum eine Einführung in Geschichte, Technik und Zukunft des Kraftwerks.
Das Kraftwerk ist eng mit dem benachbarten Tagebau Inden verknüpft: Die Kohle wird direkt über Bandstraßen zugeführt. Nur wenige Bunker können kurzfristig Vorräte speichern; die Versorgung muss im Wesentlichen kontinuierlich erfolgen. Daher wird auch die politisch beschlossene Stilllegung am 31. März 2029 sowohl Tagebau als auch Kraftwerk gleichzeitig betreffen – wenngleich ein Weiterbetrieb als Reserve bis 2033 noch möglich ist. Schon heute sind mehrere Blöcke stillgelegt, die Gesamtleistung wurde um ein Drittel reduziert.
Trotzdem spielt Weisweiler weiterhin eine bedeutende Rolle für die Versorgungssicherheit: Mit rund 220 Beschäftigten erzeugt das Kraftwerk 2025 etwa 6,7 TWh Strom – im Schnitt 760 MW und damit rund 1,5 % des deutschen Jahresverbrauchs. Die Leistung kann nach Bedarf gesteuert werden, wobei eine Absenkung bis auf ca. 30 % der Maximalleistung von 1320 MW (zwei aktive Blöcke à 660 MW) möglich ist. Hauptbrennstoff bleibt die Braunkohle, ergänzt durch geringe Mengen Abfall und Papier.
Im Betrieb wird die Kohle in Mühlen zu Staub vermahlen und in die 110 m hohen Kessel eingeblasen. Dort verbrennt sie und erzeugt in Rohrleitungen zirkulierenden Wasserdampf mit 160 bar Druck, der mehrstufige Turbinen antreibt. Diese wiederum setzen über Wellen riesige Generatoren in Gang, die Strom erzeugen. Transformatoren wandeln diesen in Hochspannung um, bevor er ins Netz eingespeist wird. Das in den Turbinen abgekühlte Wasser gelangt in die charakteristischen Kühltürme, wo es weiter abgekühlt wird – sichtbar durch die dort entweichenden Dampfwolken. Die Abgase durchlaufen Elektrofilter und eine chemische Rauchgasentschwefelung, die über 99 % der Partikel und Schwefelverbindungen entfernt.
Nach der Einführung begann unsere über 90-minütige Führung. Mit kompletter Schutzausrüstung (Helm, Schutzbrille, Kittel, Gehörschutz, Sicherheitsschuhe) besichtigten wir zunächst den riesigen Kohlebunker und umrundeten die Kühltürme sowie die Rauchgasentschwefelungsanlage – mit vielen Gelegenheiten für Fotos. Anschließend ging es ins Innere: zunächst in die moderne Leitwarte, in der eine Reihe von Kraftwerkern arbeitet, dann in den Block H mit dröhnenden Kohlemühlen und dem 110 m hohen hängenden Kessel, der Hitze abstrahlte. Ein Blick in den Kessel blieb aus Sicherheitsgründen verwehrt. Den Abschluss bildete die beeindruckende 260 m lange Maschinenhalle mit ihren Turbinen und Generatoren. Interessant war auch die technische Vielfalt: Generatoren und Leittechnik von ABB und Siemens sind hier integriert.
Nach rund vier Stunden endete die Exkursion. Sie bot faszinierende Einblicke in eine Anlage, die viele von außen kennen, aber nur wenige aus nächster Nähe erleben dürfen – spannend, lehrreich und jede Minute wert.
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